Edition Hearn

Als Ableger der BIBLIOTHEK MEIJI werden in der EDITION HEARN ausgewählte literarische Werke des Impressionisten Lafcadio Hearn veröffentlicht.

"Japan hat sein Adoptivkind verloren", schrieb Hugo von Hofmannsthal unter dem Eindruck von Lafcadio Hearns Tod im Jahre 1904. Der Schriftsteller irisch-griechischer Abstammung kam 1890 im Alter von 40 Jahren nach Japan. In einer Zeit, als andere westliche Besucher instruierend und belehrend auftraten, kam Hearn in das fremde Land, um zu lernen und zu verstehen, was japanische Kultur und Mentalität ausmacht. Er heiratete eine Japanerin und nahm schließlich auch die japanische Staatsbürgerschaft und den japanischen Namen Koizumi Yakumo an. Parallel zu seiner Tätigkeit als Lehrer an Schulen in Matsue und Kumamoto, später an der Universität von Tokyo, verfasste er mehr als ein Dutzend Bücher über Japan. Wie keinem anderen Ausländer zu dieser Zeit gelang es Hearn in seinen Schriften, die japanische Lebens- und Denkweise für die westliche Welt verständlich, wenn auch romantisch exotisch verfärbt, zu interpretieren. Dabei galt sein Interesse stets dem Sonderbaren, Übernatürlichen und Befremdlichen. Hearns Sammlung unheimlicher Geschichten - Nacherzählungen japanischer Legenden und Volkssagen - stellt einen wichtigen Bestandteil seines Gesamtwerkes dar. 

Hearns einzigartiger Stil und seine Sprache faszinierten berühmte Zeitgenossen wie Stephan Zweig, der in seinem Vorwort zu Hearns Japanbuch schreibt: "Man muss immer an die farbigen Holzschnitte denken, die größten Kostbarkeiten der japanischen Kunst, die landschaftlichen Schilderungen voll zartester Details, wenn man diese kleinen Novellen liest..."

Auch wenn Hearns Werke heute von Japanologen oft als zu einseitig und romantisch idealisierend kritisiert werden, gibt es keinen Zweifel an der Tatsache, dass seine Bücher das westliche Bild Japans im beginnenden 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben.