Madame Chrysanthème
Pierre Loti


Broschur

140 Seiten
Format 22 x 15,5 cm
ISBN 978-3-945058-34-3

15 €


E-Book

ISBN 978-3-945058-46-6

9,99 €


Der autobiographische Roman basiert auf den Erlebnissen des französischen Marineoffiziers Julien Viaud während seiner Stationierung in Nagasaki im Jahre 1885.

Von anderen Angehörigen der französischen Kriegsmarine, die zuvor in der japanischen Hafenstadt stationiert waren, hat Viaud alias Pierre Loti von dem dortigen System der Prostitution gehört, der "Ehe auf Zeit". Und so lässt er nach seiner Ankunft nur wenig Zeit verstreichen, bevor er mit Hilfe eines Kupplers eine junge Frau kennenlernt und an sich bindet, der man den westlichen Namen Chrysanthème gegeben hat.

In Lotis Roman tritt die eigentliche Handlung, in der die wechselvolle Dreiecksbeziehung zwischen dem Autor, seinem Freund Yves und Chysanthème thematisiert wird, oftmals in den Hintergrund. Überlagert wird sie von der impressionistischen Schilderung der Gegebenheiten in dem Land, dessen pittoreske wie groteske Details eine erhebliche Faszination auf den Autor ausübten.

Madame Chrysanthème gilt als Schlüsseltext für die Prägung der westlichen Sicht auf Japan an der Wende zum 20. Jahrhundert. Giacomo Puccinis Oper Madame Butterfly und das Musical Miss Saigon wurden von Lotis Roman inspiriert.


"Hast du Madame Chrysanthème gelesen? Es hat mich sehr zum Nachdenken gebracht, dass echte Japaner nichts an den Wänden haben. Die Beschreibung der Tempel und Pagoden, wo es nichts gibt - die Zeichnungen und Objekte sind in Schubladen versteckt. Ach! So sollte man also Werke des Japonismus betrachten, in einem hellen, ganz kahlen Raum, der sich zur Landschaft hin öffnet."

Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo.


Pierre Loti war ein Star des Exotismus und ein Bestsellerautor seiner Zeit. Die Handlungen seiner autobiografisch geprägten Romane sind meist in fremden Ländern und Kulturen angesiedelt. Im ausklingenden 19. Jahrhundert befriedigte er damit die Sehnsucht der Leserschaft nach der Ferne. Wiederkehrende Motive von Todessehnsucht und Lebensgier, die insbesondere in seiner japanischen Trilogie zu finden sind, machen ihn auch zu einem Vertreter des Fin de Siècle. Aufgrund der exotistischen Schilderungen in seinen Werken kann Loti als Nachfolger von Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierre und François-René de Chateaubriand betrachtet werden. Er selbst hatte aber auch unzweifelhaft großen Einfluss auf andere Schriftsteller wie Louis Bertrand und Gilbert de Voisins sowie auf Künstler wie Paul Gaugin, der von Lotis Thaiti-Roman Rarahu inspiriert wurde. Vincent van Goghs Begeisterung für das Land der aufgehenden Sonne stützt sich nicht nur auf die Werke der japanischen Meister des Farbholzschnitts, sondern auch auf Lotis Madame Chrysanthème, wie das einleitende Zitat zeigt.

Ausgelöst durch ein Essay des französischen Philosophen Roland Barthes im Jahre 1974 erfolgte in Intellektuellenkreisen eine detaillierte Auseinandersetzung mit Lotis Werk, das heute, wegen seiner orientalistischen Sichtweisen und unkritisch romantisierenden Schilderungen eher kritisch gesehen wird.