Japanische Streifzüge
Louis Couperus


Broschur
182 Seiten
25 S/W-Abbildungen
Format 22 x 15,5 cm
ISBN 978-3-945058-00-8

12 €


"Unser Auge hat viele Jahre lang viele hässliche Reproduktionen japanischer Kunst sehen müssen. Wenn man jetzt plötzlich mit einem einzigen Blick gewahr wird, wie die japanische Landschaft mit der japanischen Kunst identisch ist, so ist das doch eine sehr angenehme Überraschung.

Man ist also nicht zum Narren gehalten worden. Dies ist wirklich die gleiche japanische Landschaft, wie man sie von Bildern, Porzellanen, Lackarbeiten her kennt. Stilisiert, aber doch wirklich! Es war kein Scherz, kein Phantasiegebilde japanischer Künstler.

Was man bereits als Kunst kannte oder als etwas, was sich dafür ausgab, das sieht man heute, nicht im Traume, sondern mit eigenen, offenen Augen."


Louis Couperus' Reisebericht aus dem Jahre 1922 führt den Leser in ein Land, das zu dieser Zeit noch hin- und hergerissen war zwischen Tradition und Moderne. Mit den Augen eines frühen Touristen schildert er seine Sicht von Kultur und Leben in Japan, meist faszinierend, bisweilen aber auch irritierend.

Als die "Japanischen Streifzüge" im Jahre 1929 in Deutschland veröffentlicht wurden, war das Land im Fernen Osten für die meisten Deutschen noch fremd und unbekannt. Nach der Öffnung des Landes im 19. Jahrhundert setzte zwar eine intensive Reistätigkeit Deutscher nach Japan ein. Diese beschränkte sich jedoch zunächst auf Regierungsbeamte, Militärs und Gelehrte, die von der japanischen Regierung eingeladen wurden, um die Modernisierung des Landes zu unterstützen. Reisen mit touristischem Hintergrund waren zu dieser Zeit noch selten, obwohl sich in Japan bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Elemente einer frühen touristischen Infrastruktur herausbildeten.

Couperus' Reisebericht ist in einfacher Sprache verfasst und verzichtet auf inhaltliche Tiefe. Dennoch ermöglichte er dem Leser einen Zugang zu Geschichte und Kultur des Landes Japan. Couperus schildert seine Eindrücke aus Sicht eines frühen Touristen, der Land, Leute und Sehenswürdigkeiten Japans auf sich wirken lässt und subjektiv beschreibt. Orte wie Kyoto, Nikko und Nara, die Couperus bei seinem Japanaufenthalt von März bis September des Jahres 1922 besuchte, stehen auch heute noch auf der Agenda eines Reisenden, der sich ein umfassendes Bild des historischen Japans machen möchte.

Auffällig und bisweilen irritierend an Couperus' Schilderungen ist die Ambivalenz seiner Reiseeindrücke. Einerseits ist er fasziniert und begeistert von den Zeugen der japanischen Kultur und den traditionellen Sitten und Gebräuchen, anderseits äußert er sich oft negativ über Sauberkeit und Ordnungssinn der Japaner und bezeichnet sie sogar als altmodisch, plump und verwahrlost. Trotz dieser aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbaren negativen Aspekte, konnten die Schilderungen Couperus' bereits vor über 80 Jahren eine Begeisterung für die japanische Kultur entfachen und Lust auf eigene Expeditionen in dieses damals wie heute faszinierende Land erwecken.

Couperus' Reisebericht wurde vom 9. September 1922 bis 5. Mai 1923 unter dem Titel "Met Louis Couperus in Japan" in der Zeitung De Haagse Post publiziert. Die erste Veröffentlichung in Buchform erfolgte 1925 unter dem Titel "Nippon". Für die Wiederveröffentlichung in der Reihe BIBLIOTHEK MEIJI wurden Text und Abbildungen aus der im Jahre 1929 im Peter J. Oestergaard Verlag erschienenen deutschen Erstausgabe weitgehend übernommen. Außerdem enthält diese Ausgabe eine Kurzbiografie zu Louis Couperus und ein Kapitel über die durch den Westen getriebene Öffnung Japans im 19. Jahrhundert.