Kyūshū
Lafcadio Hearn


Broschur

184 Seiten
Format 22 x 15,5 cm
ISBN 978-3-945058-52-7

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"Kyūshū säumte nicht, Eisenbahnen einzuführen, die Methoden des Ackerbaus zu verbessern und die Errungenschaften der Wissenschaft in verschiedenen Industrien anzuwenden. Aber von allen Inseln des Kaiserreichs zeigt sich diese am meisten abgeneigt, westliche Gebräuche und Lebensgewohnheiten nachzuahmen. Der alte Samuraigeist lebt dort noch ungebrochen fort."


Lafcadio Hearns Werke lösten an der Wende zum 20. Jahrhundert in der westlichen Welt eine Begeisterung für das ferne Japan aus. Seine Beschreibungen der Kultur, Religion und Tradition zeichnen das Bild eines Landes, das zugleich mysteriös wie faszinierend ist. Dabei ist Hearn kein neutraler Beobachter. Er ergreift Partei für die Bewahrer der Tradition und kritisiert die "westliche Kontamination", die mit der fortschreitenden Modernisierung des Landes einhergeht.

Der Schriftsteller irisch-griechischer Abstammung war im April 1890 im Alter von 40 Jahren nach Japan gekommen, wo er zunächst für einige Monate im westlich geprägten Yokohama als Korrespondent für ein amerikanisches Magazin tätig war, bevor es ihn in die japanische Provinz nach Matsue verschlug, wo er Beschäftigung als Lehrer fand. Dort konnte er erstmals Einblicke in eine im verblassen befindliche Kultur erhalten, die anderen westlichen Besuchern verborgen blieb. Doch das im Winter raue Klima an der Nordküste der Hauptinsel Honshu setzte dem gesundheitlich angeschlagenen Hearn zu. So begrüßte er die im November 1891 durch Vermittlung seines Freundes Basil Hall Chamberlain zustande gekommene Versetzung an eine Schule in Kumamoto. Auf der im Süden Japans gelegenen Insel Kyūshū verbrachte er drei Jahre, bevor es ihn im Oktober 1894 weiterzog nach Kobe, wo er erneut eine Stelle als Journalist für ein westliches Magazin antrat.

Während Hearn seinen Aufenthalt in Matsue im Nachhinein als seine glücklichste Zeit in Japan beschrieb, konnte er in Kumamoto auf Kyūshū nur schwer Fuß fassen. Schon bald kamen Gerüchte auf, dass die Schule, an der er beschäftigt war, aus finanziellen Gründen schließen müsste. Es kam nicht dazu, doch die unklare Situation belastete ihn über Jahre hinweg. Auch gelang es ihm nicht, wie in Matsue, ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Schülern aufzubauen, die zwar seinem Unterricht folgten, ihn aber ansonsten weitestgehend ignorierten. Die Stadt Kumamoto bezeichnete er einmal als "teuflisch hässlich und alltäglich – eine riesige, halb-europäische Garnisonsstadt, voller Soldaten".

Diese negativen Eindrücke prägten Hearns zweites Buch über Japan, Out of the East – Reveries and Studies in New Japan, das im Jahre 1895 veröffentlicht wurde und in deutscher Übersetzung den Titel Kyūshū – Träume und Studien aus dem neuen Japan trägt. Immer wieder sinniert der Autor in seinen Texten über die negativen Auswirkungen der Verwestlichung Japans, und das, obwohl er sich gerade auf Kyūshū, den Erhalt der traditionellen japanischen Werte erhofft hatte.

Dennoch ist Kyūshū ein Meilenstein in Hearns Werk, leiten die Texte in ihrer analytischen Art doch bereits über zu dem kurz vor seinem Tod erschienenen Resümee seiner Japanstudien: Japan – ein Deutungsversuch.