Kyōto - Wiege der Kultur Japans

Kinkaku-ji in Kyōto, Foto: Adolfo Farsari, ca. 1885
Kinkaku-ji in Kyōto, Foto: Adolfo Farsari, ca. 1885

Mehr als tausend Jahre lang war Kyōto der Sitz des Kaiserhofes und damit die Hauptstadt Japans. Es begann damit, dass der Kammu-tennō seine kaiserliche Residenz im Jahre 794 von Nara nach Kyōto verlegte. Erst im Jahre 1868, als der Meiji-tennō mit seinem Gefolge nach Tōkyō zog, ging Kyōtos Status als Kaiserstadt verloren. In der Zeit dazwischen lag die Stadt häufig im Brennpunkt der Auseinandersetzungen um die politische Macht. Hierbei mussten Kyōto und seine Bewohner immer wieder Rückschläge hinnehmen. So war der Kaiser im 12. Jahrhundert gezwungen, die faktische Herrschaft über das Land an die Shōgune abzugeben. Diese wendeten Kyōto den Rücken zu und regierten Japan lange Zeit aus Kamakura oder Edo, dem heutigen Tōkyō. Auch wurde Kyōto während des Ōnin-Krieges im 15. Jahrhundert nahezu vollständig zerstört. All dies konnte aber die Bedeutung Kyōtos als kulturelles Zentrum Japans nicht wesentlich beeinträchtigen. Alle wichtigen religiösen und philosophischen Bewegungen gingen von der Kaiserstadt aus. Auch die künstlerischen Disziplinen - wie Dichtung, Malerei, Kalligrafie, Musik, Theater und Gartenbau - entwickelten sich durch die Unterstützung des kaiserlichen Hofes in Kyōto zu höchster Blüte.

Wie in kaum einem anderen Ort in Japan ist in Kyōto auch heute noch die Verbindung zur Vergangenheit intakt. Dabei ist Kyōto eine lebendige Stadt, nicht bloß ein Freilichtmuseum. Seine Bewohner sind fröhliche und stolze Menschen. Sie pflegen die historischen Bauten aus allen Epochen der Stadtgeschichte, und sie bewahren die Traditionen bei Tempelfesten und Straßenumzügen. Obwohl einiges davon mittlerweile Spektakel für die Touristen ist, so bleibt doch durch die Mischung von Tradition und Moderne eine Atmosphäre erhalten, die das symbolisiert, was der Besucher Kyōtos als Inbegriff der japanischen Kultur und Zivilisation empfindet.