
Elizabeth Bisland
Geboren am 11. Februar 1861 auf einer Plantage in St. Mary Parish, Louisiana, wuchs Elisabeth Bisland in einer von den sozialen und wirtschaftlichen Nachwirkungen des Amerikanischen Bürgerkriegs geprägten Umgebung auf. Ihre Familie war ursprünglich wohlhabend, verlor jedoch während und nach dem Krieg weite Teile ihres Besitzes. Dennoch erhielt Bisland eine Bildung, die über das für Frauen ihrer Zeit Übliche hinausging, was ihre spätere intellektuelle Unabhängigkeit mitbegründete.
Bereits in ihrer Jugend begann sie, Gedichte und Essays zu veröffentlichen, zunächst unter Pseudonym. Im Alter von etwa 20 Jahren zog sie nach New Orleans und schrieb für regionale Zeitungen, bevor sie sich um 1887 nach New York City begab – das intellektuelle Zentrum der Ostküste, das sie zeitlebens faszinieren sollte und wo sie sich in der männerdominierten Welt des Journalismus erfolgreich etablierte.
In den 1880er- und 1890er-Jahren war Bisland als Redakteurin und Autorin für verschiedene bedeutende Publikationen wie The Sun, The New York Evening Post, Cosmopolitan, Atlantic Monthly und Harper's Bazaar tätig. Ihre Themen reichten von Literaturkritik über Reiseberichte bis hin zu gesellschaftspolitischen Fragen.
Ein entscheidender Wendepunkt in ihrer Karriere war ihre Teilnahme an einem ungewöhnlichen journalistischen Wettlauf um die Welt: Im November 1889 reiste sie – auf Anregung ihres Arbeitgebers The Cosmopolitan – in 76 Tagen um die Welt, um der berühmten Reporterin Nellie Bly, die dasselbe für The World tat, nachzueifern. Obwohl Bly schneller war (72 Tage), wurde Bislands Reisebericht später als literarisch anspruchsvoller gewürdigt. Ihr Buch In Seven Stages: A Flying Trip Around the World (1891) ist ein feinsinniger, reflektierter Bericht, der sich bewusst von Blys Sensationsjournalismus abhebt.
Der nachhaltigste Beitrag Elisabeth Bislands zur Literaturgeschichte ist zweifellos ihre Biografie The Life and Letters of Lafcadio Hearn. Bisland war eine enge Freundin und intellektuelle Vertraute Hearns, mit dem sie über viele Jahre hinweg korrespondierte. Ihre Darstellung Hearns zählt zu den ersten ernsthaften Versuchen, ein Porträt dieses schwer zu fassenden Autors zu entwerfen – nicht nur als literarische Figur, sondern auch als Mensch, der zwischen Kulturen lebte.
Im Laufe ihres Lebens schrieb Bisland auch Essays über Philosophie, Ästhetik, Zeitkritik und Frauenfragen. Sie war eine engagierte Beobachterin der kulturellen Strömungen ihrer Zeit und stand für eine Generation von gebildeten amerikanischen Frauen, die sich durch Bildung, Publizistik und persönliche Unabhängigkeit einen Platz im öffentlichen Diskurs erkämpften.
Nach ihrer Heirat mit Charles Wetmore im Jahr 1891 trat sie zeitweise publizistisch etwas zurück, blieb aber weiterhin schriftstellerisch aktiv. Sie starb am 6. Januar 1929 in Charlottesville, Virginia, USA.
Trotz ihrer zeitweiligen Bekanntheit geriet Elisabeth Bisland im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde ihr Werk im Kontext der Frauen- und Kulturgeschichte wiederentdeckt. Ihre Biografie über Hearn gilt heute als ein Schlüsseltext zum Verständnis einer transkulturellen Moderne, und ihr journalistisches Werk als stilistisch herausragendes Beispiel für das intellektuelle Selbstverständnis gebildeter Frauen am Übergang zum 20. Jahrhundert.