
Lafcadio Hearn
Elizabeth Bisland
Broschur
139 Seiten
Format 22 x 15,5 cm
ISBN 978-3-945058-57-2
15 €
E-Book
7,99 €
Lafcadio Hearn war ein Grenzgänger zwischen Kulturen, Sprachen und Weltanschauungen. Geboren auf der Ionischen Insel Lefkada, aufgewachsen in Irland, emigrierte er in jungen Jahren in die USA und ließ sich später in Japan nieder – wo er bis heute hohe Wertschätzung erfährt. Hearn schrieb über Geister, Schatten und Zwischenreiche – und schuf dabei eine Literatur, die das Geheimnisvolle nie vom Exotischen trennte.
Elisabeth Bislands einfühlsame Biografie erzählt nicht nur die faszinierende Lebensgeschichte dieses Ruhelosen, sondern öffnet zugleich ein Fenster in Hearns Innenwelt. Mit psychologischer Präzision zeigt Bisland, wie Kindheitstraumata, Isolation und kulturelle Entwurzelung den Nährboden seiner späteren Vorliebe für das Unheimliche und Mystische bilden.
Die Ausgabe versammelt zudem zahlreiche Originaltexte Hearns, die erstmals in deutscher Übersetzung erscheinen.

Elisabeth Bisland, war eine bemerkenswerte Figur der amerikanischen Literatur- und Pressegeschichte. Als Journalistin, Essayistin und Herausgeberin gehörte sie zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die sich im männlich dominierten öffentlichen Diskurs behaupteten. Ihre Beziehung zu Hearn war nicht die einer distanzierten Beobachterin, sondern die einer langjährigen intellektuellen Gefährtin. Diese Nähe spiegelt sich in der Form der Biografie wider, die chronologisch aufgebaut ist. Die narrative Rahmung durch Bisland bildet dabei das Rückgrat der Darstellung, während ein erheblicher Teil des Textkorpus aus einer Collage von Briefen, Kommentaren und erzählenden Abschnitten besteht. Diese Kombination erlaubt es, Hearn nicht nur als Gegenstand, sondern auch als Subjekt der Darstellung zu erleben. Seine Texte dokumentieren nicht nur seine äußeren Stationen – Dublin, Cincinnati, New Orleans, Martinique und schließlich Japan –, sondern bieten auch tiefe Einblicke in seine intellektuellen Entwicklungen, seine Weltsicht und seine existenzielle Sensibilität.
Erst in jüngster Zeit wurde das Werk Lafcadio Hearns in postkolonialen Studien erneut aufgegriffen. Zurecht wird dabei diskutiert, inwiefern sein Blick auf das japanische "Andere" von westlichen Projektionen geprägt war und ob seine literarische Aneignung fremder Kulturen nicht selbst Teil eines kolonialen Diskurses ist. Ebenso wichtig ist jedoch die Erkenntnis, dass sich Hearn mit genau diesen Projektionen auseinandersetzte – nicht aus einer übergeordneten Theorie heraus, sondern aus existenzieller Erfahrung von Fremdheit und Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Bislands Biografie zeigt Hearn weder als "kulturellen Dieb" noch als naiven Romantiker des Ostens, sondern als einen Grenzgänger, dessen Bemühen um kulturelles Verstehen auf einer existenziellen Notwendigkeit beruhte.
Die
vorliegende Übersetzung der Biografie folgt dem Originaltext von 1906, wurde
jedoch in Teilen behutsam modernisiert, ohne dass dabei Inhalte gekürzt wurden.
Wo nötig, wurden Anmerkungen ergänzt, um den historischen Kontext sowie
biografische oder literarische Referenzen besser verständlich zu machen.