Das Höllenbild
Ryūnosuke Akutagawa


Broschur

105 Seiten
1 S/W-Abbildung
Format 19 x 12 cm
ISBN 978-3-945058-58-9

11 €


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"Ich habe Menschen gesehen, die mit eisernen Ketten gefesselt waren. Auch jene, die von Ungeheuern gepeinigt wurden, habe ich bis ins kleinste Detail naturgetreu skizziert. Darum kann man nicht sagen, ich wüsste nichts von den Qualen der Verdammten. Und was die Höllenwächter betrifft, die sind mir im Halbschlaf, zwischen Traum und Wirklichkeit, unzählige Male erschienen – bald mit dem Kopf eines Stieres, bald mit dem eines Pferdes, bald als Dämonen mit drei Gesichtern und sechs Armen. Mit Händen, die lautlos klatschen, und Mündern, die stumm schreien, haben sie mich verfolgt und gequält. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass dies beinahe jede Nacht geschah. Aber das, was ich nicht zu malen vermag, ist etwas anderes."


Kyōto im 11. Jahrhundert: Yoshihide gilt als der größte Maler des Landes – ein unvergleichlicher Meister, gefürchtet für seine arrogante und exzentrische Natur. Seine Gemälde, die den Tod so realistisch abbilden, dass man den Verwesungsgeruch zu atmen meint, sind legendär. Denn seine wahre Obsession gilt der Perfektion und der authentischen Darstellung des menschlichen Leidens. Als er vom mächtigen Herrscher von Horikawa den Auftrag erhält, einen Wandschirm mit den buddhistischen Höllenqualen zu bemalen, beginnt ein makabres Unterfangen.

Was geschieht, wenn die Grenzen zwischen Kunst und Realität, zwischen Genie und Wahnsinn, endgültig verschwimmen? Ein fesselnder, abgründiger Einblick in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele und die extreme Hingabe an die Kunst, die keine Moral kennt.

Mit präziser Sprache, feinem psychologischen Gespür und der suggestiven Kraft japanischer Legenden entfaltet Akutagawa ein kunstvolles Geflecht aus Schönheit und Schrecken, das bis heute nichts von seiner Wirkung verloren hat. Diese Neuübersetzung präsentiert die Erzählung in zeitgemäßer Form und eröffnet mit einer umfangreichen Kommentierung neue Perspektiven auf ein Werk, das weit über seine Entstehungszeit hinausweist.